Mittelstandsinitiative
Energiewende und
Klimaschutz
ENERGIEBUCH E-Tool
Start  |  Über uns  |  Impressum  |  Nutzungsbedingungen  |  Datenschutz

Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz
LEITFADEN

ENERGIEEFFIZIENZ IM HANDWERK


START
GEWERKE
Bäcker
Fleischer
Friseur
KFZ
Metall
Textilreiniger
Tischler
Kurzinfo & Video
Einführung
Hauptverbraucher und Einsparpotentiale
Organisation & Controlling
Werkzeugkoffer
Weitere Gewerke
QUERSCHNITTSTHEMEN
WERKZEUGKOFFER
ENERGIEBUCH / E-TOOL
PUBLIKATIONEN / DOWNLOADS






besuchen Sie unseren Youtube-Kanal


ZULETZT AUFGERUFENE SEITEN

Organisation & Controlling

Gewerke > Tischler > Organisation & Controlling



Übersicht
  • Nutzerverhalten
  • Energiebeschaffung
  • Energieverbrauchsanalyse und Lastmanagement
  • Energieberatung
  • Kennzahlenbildung und Vergleich
  • Material-, Zeit- und Prozesseffizienz


Durch eine Reihe von organisatorischen Maßnahmen und die Einführung einer Energiebuchhaltung („Energiecontrolling“) lassen sich langfristig ebenfalls gute Erfolge zur Energieeinsparung erzielen. Daneben sollten aber weitere Einsparpotentiale, wie die Material- und Ressourceneffizienz oder die Zeit- bzw. Prozesseffizienz nicht unberücksichtigt bleiben. So kann eine Einsparung beim Verschnitt und Materialverbrauch auch mit Einsparungen bei der Energie und Arbeitszeit einhergehen und es können doppelte oder sogar dreifache Einspareffekte erzielt werden!


DRUCKEN


  • Belegschaft für den sparsamen Umgang mit Energie sensibilisieren, motivieren und schulen, wobei der/die Inhaber*in und Geschäftsführung eine Vorbildfunktion haben.

  • Notwendige Information gemeinsam mit den Mitarbeitern beschaffen, analysieren, Maßnahmen planen und gemeinsam umsetzen.

  • Eine Rückmeldung über erzielte Einsparungen (siehe Kennzahlen und E-Tool) erhöht die Motivation; Informationstafeln oder Bildschirme in der Werkstatt.

  • Ein betriebliches Vorschlagwesen sollte auch den Bereich „Energieeffizienz“ ansprechen.

  • Auswahl einer verantwortlichen Person (Energie-Beauftragte*r), die/der auf die wichtigsten Energieverbraucher achtet und bspw. regelmäßig die Kennzahlen ermittelt und kommuniziert.

  • Energiekennzahlen und kleine Berichte über erfolgreiche Energieeinsparungen eignen sich auch dafür, um sie extern zu kommunizieren und tragen zu einem positiven Unternehmensimage bei (Newsletter, Kundenzeitschrift, Social Media, Tag der offenen Tür).

  • Andere „Leuchtturm“-Betriebe besuchen, Erfahrungen austauschen und sich inspirieren lassen.



Mehr Informationen finden Sie in dem Praxisleitfaden „Mitarbeitermotivation Energieeffizienz & Klimaschutz"

 


DRUCKEN

Die aktuelle Situation (2022/23) ist davon gekennzeichnet, dass günstige (Alt-)Lieferverträge auslaufen und dann – wenn keine anderen Angebote zur Verfügung stehen – das Unternehmen auf (sehr) teure Ersatzlieferung des örtlich zuständigen Energieversorgungsunternehmens angewiesen ist. Es ist damit praktisch kein Verhandlungsspielraum und keine Planungssicherheit mehr gegeben.


  • Rahmen- oder Sammelverträge von Kreishandwerkerschaften, Innungen oder sonstigen Handwerkerverbünden nutzen.

  • Bei einem leistungspreisabhängigen Stromvertrag eine Analyse des elektrischen Lastganges erstellen lassen; möglichst Tages-, Wochen- und ggf. Monatslastgänge erfassen.

  • Aus einer entsprechenden Analyse lassen sich Möglichkeiten zur Vertragsanpassung, Energierationalisierung und Kostensenkungen entnehmen.

  • Durch eine Reduktion bzw. Optimierung der Leistungsspitzen oder Verlagerung der Spitzen in lastschwächere Zeiten, lassen sich unter Umständen weitere Kosten einsparen.




DRUCKEN


  • Die regelmäßige Dokumentation und Auswertung von Energieverbrauch und Energiekosten zur Kennzahlenermittlung (z. B. mit dem Energiebuch oder dem E-Tool) machen Schwachstellen deutlich und bilden eine gute Grundlage für die strategische Planung weiterer Energieeffizienzmaßnahmen; siehe www.energie-tool.de.

  • Die Verbrauchsanalyse erfasst die Höhe des Verbrauchs einzelner Bereiche oder Maschinen und seinen zeitlichen Verlauf (Lastgang)

  • Zur Erfassung des Strombedarfs im Verlaufe eines Tages, eines Monats oder eines Jahres dient ein Lastgangdiagramm, das beim Stromversorger angefordert werden kann. So hat man die Möglichkeit, Verbrauchsspitzen festzustellen, die die Stromkosten in die Höhe treiben.

  • Werden bspw. in der Tischlerei die Maschinen morgens oder nach der Mittagspause zeitversetzt in Betrieb genommen, sinken die Lastspitzen. Je nach Vertrag des Stromanbieters können durch das Kappen der Leistungsspitzen die Stromkosten des Betriebes reduziert werden.




Lastgangdiagramm Tischlerei
Lastgangdiagramm Tischlerei
Copyright: Fachverband Holz und Kunststoff Schleswig-Holstein



DRUCKEN


  • Im Alltagsgeschäft fehlt häufig die Zeit, für eine genaue energetische Analyse sowie die Entwicklung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen. Deshalb kann die Einbindung externer Energieberater*innen hilfreich sein.

  • Sie kommen in das Unternehmen und führen zunächst eine Ist-Analyse durch, differenziert nach Gebäudeenergieberatung und Energieeffizienzberatung für Maschinen und Anlagen, schlagen wirksame Verbesserungen vor, beurteilen die Wirtschaftlichkeit und geben Hinweise auf Fördermittel.

  • Rechtzeitig Informationen über eine geförderten Energieberatung einholen; hierbei unterscheiden nach einer Gebäudeenergieberatung und einer Energieeffizienzberatung (für Maschinen und Anlagen).

    Weitere Informationen finden Sie bei dem Thema Querschnittsthemen Fördermittel.




DRUCKEN

Die interne Kennzahlenbildung und Auswertung ermöglichen auch den Vergleich mit (externen) Branchenkennzahlen, wie es bspw. mittels des E-Tools möglich ist. Eine einfache Variante basiert auf den folgenden Angaben:

Jahres-Stromkosten in Euro und kWh


  • fremd bezogen (öffentliches Netz) in Euro und kWh

  • eigene Erzeugung (mittels PV oder BHKW) in Euro und kWh



Jahres-Heizkosten in Euro und kWh


  • Jahres-Erdgaskosten in Euro und kWh

  • Jahres-Heizölkosten in Euro und kWh

  • Kosten für sonstige fremdbezogen Brennstoffe (Holz, Hackschnitzel) 



ggf. Jahres-Kosten für Aufbereitung und Verbrennung von Holzresten in Euro und kWh

ggf. Jahres-Treibstoffkosten (Firmenfahrzeuge, Stapler) in Euro und kWh

Als für das Tischlerhandwerk branchentypische Kennzahlen bieten sich der Energieverbrauch (elektrisch) pro Mitarbeiter und der Energieverbrauch (thermisch) pro m² beheizte Betriebsfläche an; bisherige Kennzahlen, die die Energiekosten als prozentualen Anteil vom Umsatz dargestellt haben, sind angesichts der Preiserhöhungen ab 2022 nicht mehr aussagekräftig. In den folgenden Graphiken der Bundesinnung der Tischler und der Holzgestaltenden Gewerbe aus Österreich[1] sind diese beiden Kennwerte in Abhängigkeit von der Umsatzgröße des Betriebes dargestellt:


  • Grün – Energie wird effizient eingesetzt, kein akuter Handlungsbedarf, Optimierung sicher möglich

  • Gelb – Energieeinsparpotentiale mit großer Wahrscheinlichkeit vorhanden

  • Rot – erhebliche Energieeinsparpotentiale vorhanden, Energieverbraucher lokalisieren und Maßnahmen umsetzen.




Strom pro Beschäftigter
Strom pro Beschäftigter
Copyright: Bundesinnungsverband der Tischler und der holzgestaltenden Gewerbe in Österreich



Wärmebedarf Betriebsfläche
Wärmebedarf Betriebsfläche
Copyright: Bundesinnungsverband der Tischler und der holzgestaltenden Gewerbe in Österreich


[1] = Bundesinnung der Tischler und der Holzgestaltenden Gewerbe in Österreich: ENERGIEEFFIZIENT - TISCHLER? JA!

DRUCKEN

Material- und Personalkostenanteile von jeweils 35 bis 45 % belasten die betriebliche Kostenstruktur im Tischlerhandwerk deutlich stärker als die Energiekosten. Deshalb würden sich diesbezügliche Einsparungen auch erheblich stärker bemerkbar machen. Die Innung der Tischler und Holzgestalter in Österreich nennt zum 31.12.2021 folgende Zahlen:[1]


  • Personalkosten 40 %

  • Materialkosten 35 %

  • Sonstige Kosten 25 % (z. B. Steuern, Versicherungen, Abschreibungen und 1 bis 2 % Energiekosten)



Folgende Beispiele und Hinweise zeigen exemplarisch die enge Verknüpfung von Energie-, Material-, Zeit- und Prozesseffizienz auf:


  • Nur so viel Material bestellen, wie tatsächlich benötigt wird; Einführung einer Kanban-Lagersystematik.

  • Eine verringerte Materialvielfalt, die als Standardartikel bevorratet werden, spart Platz und reduziert auch das Resteaufkommen sowie die Entsorgungskosten; spezielle Materialien werden auftragsbezogen in passgenauer Menge bestellt.

  • Eine Verschnittoptimierung und Resteverwaltung beim Plattenzuschnitt reduzieren den Materialeinsatz und ggf. auch die Entsorgungskosten. In der Software kann in der Regel vorgewählt werden, ob der Verschnitt oder der Zeit- und Arbeitsaufwand für den Bediener (und damit auch der Energieaufwand an der Säge) minimiert werden soll.

  • Bei der Massivholzverarbeitung kann durch innerbetriebliche Standardisierung und bspw. Definition von drei Güteklassen der Verschnitt reduziert, die Resteverwertung erhöht und der Verkaufspreis gegenüber dem Kunden differenziert werden.

  • Eine Optimierung und Standardisierung der (CAD-)Konstruktion führt zu material- und ressourcenschonendem Produktdesign und vereinfacht die Arbeitsabläufe in der Werkstatt, was wiederum Zeit und Energie einspart.

  • Den Materialverbrauch ähnlich wie den Energieverbrauch durch Kennzahlen transparent machen und Materialeffizienzziele formulieren; die Materialeffizienz stellt (vereinfacht ausgedrückt) das Verhältnis der hergestellten Produkte zur Menge der eingesetzten Materialien dar: Materialeffizienz = Fertigmenge / Rohmenge (also das, was jeder Tischler und Schreiner als Verschnittsatz für Platten und Massivholz kennt).

  • Nicht nur technische, sondern auch organisatorische Verbesserungen können den Materialverbrauch verringern; bspw. können Maßnahmen zur Qualitätssicherung Fehler und Ausschuss vermindern und sparen so nicht nur das Material, sondern auch die Zeit und Energie für die Nachbesserung oder die erneute Herstellung.

  • Der Einsatz neuer Produktionstechnologien und technische Modernisierung sparen bspw. im Holzfensterbau bei der Umstellung von Schlitz-Zapfen-Verbindungen auf gekonterte Dübelverbindungen ca. 0,4 bis 0,5 lfm Rahmenlänge pro Element (Flügel und Blendrahmen) ein; die Herstellung einer gekonterten Eckverbindung dürfte aufgrund der deutlich kleineren Werkzeuge auch energiesparender sein.

  • Mit erstmaliger Einführung eines CNC-Bearbeitungszentrums entfallen in der Regel viele einzelne, nachgelagerte Bearbeitungsschritte, wie bspw. das Fräsen von Probestücken und das Einrüsten von jeweils speziellen Maschinen, sodass sich auch hier eine kombinierte Material-, Energie- und Zeitersparnis einstellt.



Einen deutlich erweiterten Ansatz verfolgt eine sog. Lebenszyklusanalyse und das Circular Design:


  • Bei einer Lebenszyklusanalyse werden sämtliche Umweltwirkungen während der Produktion, der Nutzungsphase und der Entsorgung des Produktes sowie die damit verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozesse (z. B. Herstellung der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe) betrachtet.

  • Circular Design beschreibt einen umfassenden Gestaltungsansatz mit dem Ziel, die Umweltbelastungen von Produkten und Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu minimieren und darüber hinaus nachhaltige Geschäftsmodelle im Sinne einer Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) zu entwickeln.[2]



Die Einordnung auf den obenstehenden Skalen ist allerdings in ihrer Aussagekraft beschränkt:


  • ​Die Verhältnisse beim Stromverbrauch variieren stark in Abhängigkeit vom Fertigungsschwerpunkt und der Fertigungstiefe des jeweiligen Unternehmens – werden bspw. viele Halb-/Fertigwaren zugekauft und bei der Kundschaft montiert, ist der Anteil des Stromverbrauchs in der Werkstatt für Maschinen, Absaugung und Beleuchtung natürlich geringer, der Treibstoffbedarf für Baustellenfahrzeuge aber höher (und umgekehrt).

  • Der Wärmebedarf zum Ausgleich der Transmissionswärmeverluste (Gebäudehülle) hat sich während der letzten Jahre durch bessere Wärmedämmstandards beim Werkstattneubau ständig verringert.



[1] = Bundesinnung der Tischler und der Holzgestaltenden Gewerbe in Österreich; https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/tischler-holzgestalter/tischlerhandwerk-in-zahlen.html
[2] = Effizienz Agentur NRW; https://www.ressourceneffizienz.de/ressourceneffizienz


DRUCKEN

Gefördert durch BMWI und BMU
Login für Redakteure




 
zum Seitenanfang