Viele Betriebe setzen bei der Reduktion des Kraftstoffverbrauchs auf der Ebene der Fahrzeuge an. Da das Fahrzeug zwar zur Ausführung der Transportaufgaben dient, aber nur indirekt einen Einfluss auf deren Häufigkeit und die zurückgelegte Strecke hat, sollte eine Erhebung und Auswertung des Ist-Zustandes der betrieblichen Transportaufgaben erfolgen:
- Was wird derzeit transportiert (Mitarbeiter, Material, Werkzeuge)?
- In welcher Häufigkeit, über welche Entfernung und mit welchem Volumen bzw. Gewicht?
- Zu welchen Uhrzeiten?
- Welche Transporte sind vermeidbar, welche sind unvermeidbar?
Bereits hier existieren viele Ansätze, um mobilitätsbezogene Emissionen zu reduzieren. Diese werden in vielen Betrieben bereits genutzt, in anderen Betrieben jedoch vernachlässigt.
Der BetriebsstandortDer Betriebsstandort beeinflusst die notwendigen Transportbedarfe bzw. die zu überwindenden Strecken in hohem Maße. Ist ein Betriebsstandort bereits vorhanden (mit Grundstücken, Firmengebäuden usw.), werden wohl nur wenige Unternehmer bereit sein, diesen allein aus Gründen des Umweltschutzes zu verlegen. Der Kosten- und Arbeitsaufwand dafür ist hoch und auch der Bekanntheitsgrad des Unternehmens kann unter einem Umzug ggf. leiden, wenn die Kunden den Betrieb nicht mehr an der gewohnten Stelle finden. Stehen jedoch weitreichende Reorganisationen des Betriebes oder auch Gebäudeneubauten ohnehin an, sollten Überlegungen zum künftigen Bedarf an Transportaufgaben bei der Standortwahl einbezogen werden. Eine gute Verkehrsanbindung, die Nähe zu den geplanten Einsatzorten der beschäftigten Handwerker aber auch die Nähe zur Laufkundschaft (Besuch des Ladengeschäftes) oder zum Großhandel sind relevant. Im Sinne dieses Leitfadens wird angeregt, die einzelnen Aspekte mit Hilfe einer systematischen Zusammenstellung (Lastenheft) bei der Planung zu berücksichtigen. Viele Handwerker fahren mehrmals die Woche und teilweise mehrmals am Tag den Großhandel an, um Teile für Aufträge zu besorgen. Dies ist oft unabhängig von planmäßigen Lieferungen des Großhandels an die Betriebe. Die zusätzlichen Fahrten verursachen Umweltbelastungen, Kraftstoffkosten sowie weitere Kosten wie Fahrzeugabschreibungskosten und Personalkosten für den Fahrer. Ebenso verhält es sich mit der Fahrt zu üblichen Einsatzorten der Handwerker. Werden bei der Bewertung von möglichen Betriebsstandorten die Kosten berücksichtigt, die durch wiederkehrende vermeidbare Fahrten entstehen, ergibt sich unter Umständen eine andere Bewertung, als wenn diese vernachlässigt werden.
Bei der Wahl des Betriebsstandortes sollten die Einsatzmöglichkeiten von Fahrrädern bzw. Elektrofahrrädern gleich mitgeprüft werden (z. B. zurückzulegende Entfernungen). Fahrräder und Lastenfahrräder stellen eine Alternative zum Einsatz von Kraftfahrzeugen dar (vgl. Abschnitt 3) und werden in jüngerer Vergangenheit vermehrt in Handwerksbetrieben eingesetzt, insbesondere im städtischen Bereich.
Mobilität von MitarbeiternDie Mobilität des Mitarbeiters beginnt mit der Anreise zur Betriebsstätte des Unternehmens oder mit der direkten Anreise zum Kunden bzw. zum Einsatzort. Liegen der Wohnort des Mitarbeiters und die Betriebsstätte bzw. die üblichen Einsatzorte weit auseinander, sind dies ungünstige ökologische Voraussetzungen. Ein Lösungsansatz ist die Schaffung von Anreizen für einen Wohnortwechsel des Mitarbeiters. Beispielsweise könnte der Unternehmer eine Kooperation mit einem Immobilienmakler eingehen und diesen bei Bedarf damit beauftragen, für Mitarbeiter mit weit entferntem Wohnsitz eine attraktive Wohnung oder ein Haus vor Ort zu finden und anzubieten. Selbstverständlich kann und soll niemand zu einem Umzug gezwungen werden. Aber ein entsprechendes Angebot kann durchaus willkommen sein und den nötigen Impuls zu einem Umzug leisten. Die Anreise zum Betrieb wird damit verkürzt, der Mitarbeiter spart Zeit und Geld. Auch der Unternehmer profitiert: Das Risiko von Verspätungen aufgrund von Verkehrsstaus oder winterlichen Wetterlagen sowie das Unfallrisiko werden reduziert. Zudem wird die Bindung des Mitarbeiters an das Unternehmen gesteigert. Eventuell kann der Mitarbeiter nach dem Umzug auch für etwaige Not- und Bereitschaftsdienste eingesetzt werden, für die er vorher nicht in Frage kam. Es ist zu erkennen, dass der Aspekt der Umweltschonung durch den verkürzten Weg zur Arbeit mit weitreichenden Vorteilen für den Betrieb kombiniert werden kann. In vielen großen Konzernen ist eine entsprechende Fürsorge für die Mitarbeiter längst zum Standard geworden. Auch Hilfen bei der Umsiedlung der Familien wie die z. B. Findung eines Kindergartenplatzes zählen dazu. Je nach Einzelfall können Aufwände des Betriebes für entsprechende Maßnahmen steuerlich abgesetzt werden. Eine umfassende Fürsorge ist für kleinere Betriebe ggf. nicht leistbar, aber dennoch kann es lohnend sein, in diese Richtung zu denken.
Neben der Fahrt zwischen dem Wohnort des Mitarbeiters und der Betriebsstätte ist die Organisation der Fahrten zwischen dem Betrieb und den Einsatzorten von Relevanz. Hier können unterschiedliche Möglichkeiten genutzt werden: die Anfahrt der Betriebsstätte mit anschließender Weiterfahrt zum Einsatzort oder die direkte Anfahrt des Einsatzortes mit dem privaten PKW oder einem Firmenfahrzeug. Die Entscheidung, welche der Möglichkeiten besser geeignet ist, muss individuell getroffen werden. Eine direkte Anfahrt des Einsatzortes kann bei der morgendlichen Anreise Kraftstoff und Zeit sparen. Wenn zwei oder mehr Mitarbeiter in einem Team arbeiten und täglich mehrere Einsatzorte anfahren müssen ist es jedoch ungünstig, wenn jeder Mitarbeiter selbst fährt, weil dann mit mehreren Fahrzeugen zu den unterschiedlichen Orten weitergefahren wird. Grundsätzlich kann es ökologisch und auch wirtschaftlich sinnvoll sein, die privaten Fahrzeuge der Mitarbeiter für betriebliche Zwecke mit zu nutzen, sofern die Mitarbeiter damit einverstanden sind. Insgesamt werden dadurch weniger Fahrzeuge benötigt, was zu indirekten Einsparungen von Energie und Ressourcen für deren Produktion führt. Auch die Fixkosten für den Betrieb werden reduziert. Für die Vergütung von Fahrten mit dem privaten PKW existieren allgemeine Regelungen bzw. festgelegte Mindestvergütungen. Gegebenenfalls kann durch den Betrieb ein Anreizsystem geschaffen werden, welches besonders effiziente PKW stärker fördert oder den Mitarbeiter zusätzlich an den Einsparungen des Betriebes beteiligt. Der Unternehmer sollte in jedem Fall die gesetzlichen Bestimmungen einhalten sowie die Versicherungslage prüfen. Beispielsweise kann der Abschluss einer Dienstreise-Kaskoversicherung und weiterer Versicherungen sinnvoll sein, um dienstliche Fahrten mit privaten PKW entsprechend abzusichern. Ist hingegen eine dauerhaft hohe Auslastung der eingesetzten Fahrzeuge von vornherein zu erwarten, kann die Stellung von Dienstwagen für die Mitarbeiter sinnvoll sein, die auch privat genutzt werden dürfen; in diesem Fall können die Mitarbeiter auf private Fahrzeuge verzichten.
Transporte von Werkzeug, Material, und ProduktenDer Transport von Werkzeugen, Material und Produkten betrifft deren Anlieferung vom Großhandel zur Betriebsstätte, den innerbetrieblichen Transport sowie den Weitertransport zum Einsatzort, wo die Gegenstände benötigt werden. Eine vorausschauende Warenlogistik hilft, Transporte und damit verbundene Transportkosten zu reduzieren. Das Ziel sollte es sein, das benötigte Material in der richtigen Menge zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zur Verfügung zu stellen. Mit rechtzeitiger und strukturierter Bestellung, Lagerhaltung, Kommissionierung und Auslieferung können unnötige Wege, Handhabungsvorgänge, Rückfragen und Nachbestellungen vermieden werden. Es lohnt sich, die zugehörigen Prozesse im Betrieb zu hinterfragen. In vielen Fällen sind Abläufe und Zuständigkeiten nicht klar geregelt. In der Folge werden Bestellungen vergessen oder erfolgen zu spät, so dass Mitarbeiter dann selbst zum Großhandel fahren und Material besorgen müssen. Hier können durch eine Optimierung der Organisation wiederum Kraftstoff und Arbeitszeit gespart werden. Eine häufig genutzte Möglichkeit ist des Weiteren, Material direkt zum Einsatzort liefern zu lassen. Dies spart eine zusätzliche Anlieferung und das Ein-/Ausladen im Betrieb.
Ein weiterer Ansatz zur Reduktion der Kraftstoffverbräuche ist die Verringerung des Transportgewichtes. Bereits 100 kg Mehrgewicht bewirken in etwa 0,4 Liter zusätzlichen Kraftstoffverbrauch auf 100 km (der Zusatzverbrauch ist stark fahrzeugabhängig). Viele Fahrzeuge von Handwerksbetrieben sind bis an die Grenze des zulässigen Gesamtgewichtes beladen. Ein großer Teil des Gewichts entfällt auf Werkzeuge und universelle Standardteile, die häufig gebraucht werden. Aber auch Werkzeuge und Teile, die selten bzw. fast nie benötigt werden, finden sich in Fahrzeugen wieder. Hier kann mit einer strukturierten Arbeitsvorbereitung eine Verringerung des Fahrzeuggewichtes bewirkt werden. Eine Möglichkeit ist es, selten benutzte und schwere Werkzeuge in gut beschrifteten Systemkoffern und ein einem geeigneten Regalsystem unmittelbar in der Be- und Entladezone der Fahrzeuge vorzuhalten. So kann eine auftragsbezogene Fahrzeugbeladung mit geringem Aufwand unterstützt werden. Auch unnötige Dachaufbauten und andere Windfänger sollten vom Fahrzeug entfernt werden, wenn sie auf absehbare Zeit nicht benötigt werden. Da für Aufgaben wie das Aufräumen der Betriebsfahrzeuge im Tagesgeschäft häufig die Zeit fehlt, kann es sinnvoll sein, hierfür geeignete Tage auszuwählen und festzulegen, an denen im Betrieb gerade wenig zu tun ist. Eine gelegentliche Kontrolle durch die Betriebsleitung kann zur Verstetigung der Vorgehensweise beitragen.
Selbst wenn sämtliche Werkzeuge und viel Material mitgeführt werden – oftmals ist das passende Teil oder Werkzeug doch nicht dabei. Der Handwerker muss in diesem Fall den Einsatz abbrechen, die Teile besorgen und erneut zum Einsatzort anreisen. Führt ein Vertriebsmitarbeiter im Vorfeld der Auftragsausführung einen Kundenbesuch durch, kann es hilfreich sein, Fotos vom geplanten Einsatzort und der Arbeitsaufgabe zu machen. Moderne Smartphones sind hierzu ideal geeignet. Mit entsprechender Software können die Bilder direkt in die Unternehmenssoftware für die Warenwirtschaft und Auftragsverwaltung gespeichert werden, zum Beispiel unter der Angebots- oder der Auftragsnummer. In diesem Fall können sowohl der Lagerist des Betriebes als auch der eingeplante Monteur bei der Auftragsvorbereitung die Bilder einsehen, die Arbeitsaufgabe durchdenken und alle benötigten Teile ermitteln. Rückfragen zwischen Lagerist und Monteur können direkt erfolgen. Dies spart unnötige Besorgungsfahrten und Mehrfachanreisen zum Einsatzort, des Weiteren trägt das Prinzip zu einer gut organisierten Auftragsabwicklung bei. Auch der Kunde muss im Zweifelsfall einmal weniger zu Hause sein bzw. nach Hause fahren, um den Handwerker zu empfangen.
Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass eine gut strukturierte Organisation und Arbeitsweise dazu beiträgt, Verschwendung und Fehler zu vermeiden. Die Qualität der Leistungen des Betriebs kann für den Kunden sichtbar gesteigert werden. Dies wirkt sich nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stark aus. In vielen Fällen werden Organisationsaufgaben jedoch immer noch als lästiges Übel betrachtet. Die Potentiale von entsprechenden Optimierungen werden daher oft nicht erschlossen.